Eine neue Art von Studium

Schon sieben PH-Semester habe ich hinter mir. Irgendwie kommt es mir vor, als wäre es erst ein paar Monate her, seit ich mit dem Studium begonnen habe. Und doch ist das Ende in Sicht. Noch ein Jahr lang Vorlesungen, dann die Masterarbeit und fertig. Mit Vollgas in die Berufswelt. Zuerst muss ich aber noch ein paar Prüfungen absolvieren und Arbeiten abgeben. So wie vor zwei Wochen, als ich eine Englisch- und eine Statistik-Prüfung hatte.

Was mich eigentlich noch erstaunt, ist die Art und Weise, wie die PH - notabene eine Ausbildungsstätte für Didaktiker und Pädagoginnen - ihre Leistungsnachweise für die Studierenden gestaltet. Manchmal müssen wir eine Arbeit schreiben, das geht ja noch. Aber was an den meisten Prüfungen gefordert und abgefragt wird, ist schon ziemlich viel Stoff. Der PH-Alltag von vielen (nicht allen) Studierenden sieht so aus, dass sie während des Semesters in den Seminaren einigermassen bis gar nicht mitmachen und sich dann in den zwei Wochen vor den Prüfungen den ganzen Stoff reinprügeln als gäbe es den Nürnberger Trichter tatsächlich, nur um eine Woche nach der Prüfung vieles wieder vergessen zu haben. Sollen so zukünftige Lehrpersonen lernen? Wir wollen doch unseren Schülerinnen und Schülern zeigen, wie man lernt - oder nicht?

Nun, die PH ist keine Ausnahme was die Art der Prüfungen angeht. Ich nehme an, die meisten Studierenden lernen mehr oder weniger im Bulimie-Stil. Bringt es etwas? Wahrscheinlich schon ein bischen und man sagt ja auch, dass die Schweiz ein super Bildungssystem hat. Die meisten Studienabgänger “bringen es doch zu etwas” und schaffen den Eintritt in die Berufsphase. Hier frage ich mich einfach, wie relevant das Studium für den Erfolg im Berufseinstieg wirklich ist und ob die Prüfungen wirklich notwendig sind. Das klingt natürlich provokant und ich glaube schon, dass manchmal die Theorie (Studium) vor der Praxis (Arbeitsalltag) kommen soll.

Aber eigentlich ist das Studium doch sowieso ein lebenslanger Prozess. Mal ernsthaft: Nach 3-5 Jahren Studium soll ich alles Wichtige auswendig gelernt haben und voll-qualifiziert für die nächsten 40 Jahre Arbeitsalltag sein? Natürlich nicht. So viele wertvolle und spannende Inhalte, die mir in meinem bisherigen Studium begegnet sind, werde ich zwangsläufig wieder vergessen. Das finde ich schade.

Schlussendlich testen doch die meisten Prüfungen an den Unis und Hochschulen lediglich die Fähigkeit des Auswendig-Lernens. Wie sähe ein Studium aus ohne Prüfungen aber von mir aus mit denselben Inhalten? Wenn das Studium ein konstanter Mix aus Theorie und Praxis wäre, bräuchte es keine Prüfungen mehr. Denn diese sollen sicherstellen, dass man bereit für die Praxis ist. Wenn ich mich nun bereits in der Praxis befinde und merke, dass mir gewisse Inhalte, Konzepte oder Ähnliches fehlen, erarbeite ich sie mir. Das ist zielführend sowie kompetenzorientiert und erspart mir das Auswendig-Lernen zu einem Zeitpunkt, an welchem ich die Inhalte gar nicht benötige.

Das Konzept der Lehre wie wir sie in der Schweiz kennen, dient eigentlich als super Beispiel. Ein bis zwei Tage theoretische Ausbildung in der Schule und drei Tage Praxis im Betrieb. Könnte man das nicht auch für das PH-Studium übernehmen?

Fazit

Dieser Blog versucht grob meine aktuellen Gedanken zum Studium in Worte zu fassen und ist in keiner Weise abgeschlossen. Vieles schwirrt noch in meinem Kopf zu diesem Thema und ich weiss (noch) nicht, wie denn das optimale Studium aussehen würde. Aber Zweifel am Erfolg des derzeitigen Stands habe ich.