So, nun bin ich zertifizierter Berufsbildner. Eine Woche lang acht Stunden pro Tag am Onlinekurs teilnehmen reicht schon. Im Gegensatz zur PH, die mich fünf Jahre lang hochprozentig in Beschlag nahm, ist das kurz, jedoch für mich nicht zu kurz. Leider wurde selbst in diesen fünf Tagen viel vermittelt, das ich als PH-Student schon zig-mal gehört habe. Könnte ich zurückspulen, würde ich die Kursleitung wohl bitten, mich von diesen Teilen dispensieren zu lassen. Trotzdem gab es einige spannende und wichtige Dinge, die im Kurs behandelt wurden. So weiss ich jetzt zum Beispiel Bescheid über meine Pflichten als Berufsbildner und Begriffe wie Bildungsbericht und Lerndokumentation sind mir nicht mehr fremd. Was für mich jedoch noch wichtiger ist, dass ich weiss, wo ich in Zukunft Antworten auf meine Fragen erhalte. Den vermittelten Inhalt vom Kurs werde ich im August, wenn wir mit YOLU starten, wahrscheinlich vergessen haben. Deshalb habe ich bei mir eine Ablage mit allen wichtigen Dateien und Informationen erstellt. Bin ich also in einem halben Jahr bei einem Thema unsicher oder habe Fragen dazu, weiss ich genau, wo ich meine Antwort finde. Das ist ja ähnlich wie bei Google. Ich muss nicht alles Wissen selber im Kopf haben, sondern ich muss wissen, wo ich es finde.
Noch etwas anderes: Ein solches Papier garantiert noch lange nicht, dass ich Lernende tatsächlich ausbilden kann. Es war ja nur ein Onlinekurs, in welchem wir zu keinem Zeitpunkt mit Lernenden zu tun hatten. Ich finde es schade, dass immer noch viele Unternehmen so grossen Wert auf Papiere, Diplome und Zertifikate legen und so wenig auf das tatsächliche Können einer Person. Ein Kurs oder ein Studium allein garantiert keine Kompetenz. Alles theoretische Wissen der Welt nützt mir nichts, wenn ich es nicht in die Praxis umsetzen kann. Umgekehrt kann eine Kompetenz sehr wohl ohne Kurs oder Studium erworben werden. Völlig simpel und logisch und doch beharren viele in der Arbeitswelt immer noch auf diesen Papieren. Immerhin steht auf meinem Kursausweis nicht, dass ich die entsprechenden Inhalte nun “kann”, sondern lediglich, dass ich den Kurs besucht habe. Insofern ist es eigentlich noch ehrlich.
Jetzt freue ich mich auf den Sommer, wenn wir mit YOLU (durch)starten. Dann werde ich erst richtig lernen, Berufsbildner zu sein - weil ich nicht in einem Kurs sitze, sondern mich direkt mit den Lernenden im Berufsalltag bewege.